Star Wars: Die letzten Jedi

Titel: Star Wars: Die letzten Jedi
Originaltitel: Star Wars: The Last Jedi
Regie: Rian Johnson
Musik: John Williams
Darsteller: Daisy Ridley, Adam Driver, Mark Hamill

Nach der Vernichtung der Starkiller-Basis befinden sich die verbliebenen Streitkräfte des Widerstands auf der verzweifelten Flucht vor der Übermacht der Ersten Ordnung. Zur gleichen Zeit hat die machtsensitive Rey (Daisy Ridley) den alternden Jedi-Meister Luke Skywalker (Mark Hamill) auf seinem Exil-Planeten ausfindig gemacht. Sie möchte ihn dazu bewegen, wieder ins Geschehen einzugreifen und der Galaxis die Hoffnung zurückzugeben.

SPOILER-WARNUNG: Im Gegensatz zu anderen Kritiken werde ich mich bei diesem Film nicht zurückhalten und hemmungslos spoilern. Man sollte den folgenden Text also erst lesen, wenn man bereits im Kino war.

Bevor ich auf „Die letzten Jedi“ eingehe, möchte ich meine allgemeine Gefühlslage hinsichtlich „Star Wars“ ein wenig erläutern. „Das Erwachen der Macht“ halte ich immer noch für einen guten Film. Mir gefällt das erste Drittel, ich mag die neuen Charaktere, Kylo Ren ist ein interessanter Bösewicht und ich rechne J.J. Abrams das Unterfangen, das alte „Star Wars“-Feeling einfangen zu wollen, hoch an. Gerade, weil einem die Prequels doch noch quer im Magen liegen. Dennoch kann ich nicht leugnen, dass „Das Erwachen der Macht“ ab dem Mittelteil so seine erzählerischen Probleme hat, unterm Strich doch etwas zu gehetzt wirkt und mit der Starkiller-Basis ein äußerst schwaches Story-Element bietet. Noch schwächer war für mich dann „Rogue One“, das erste von mehreren geplanten Spin-offs. Der Ausgang dieser Geschichte war ja von vornherein klar, von daher habe ich erwartet, dass einem wenigstens interessante und vor allem sympathische Charaktere präsentiert werden, mit denen man mitfiebern kann. Das war leider überhaupt nicht der Fall und übrig blieb bei „Rogue One“ eine aufgrund von Nostalgie ansprechende Hülse – jedoch ohne nennenswerten Inhalt. Eine gewisse Ernüchterung machte sich bei mir breit. Hinzu kommt die Gewissheit, dass es ab nun jedes Jahr mindestens einen „Star Wars“-Film geben wird. Vermutlich so lange, bis wir alle tot sind. Es ist also nichts besonderes mehr und ein leichtes Gefühl von Übersättigung macht sich so langsam breit. Außerdem wird man selbst ja auch nicht jünger und all das erklärt wohl, warum mein Hype hinsichtlich „Die letzten Jedi“ nicht extrem groß war.

Doch wie ist denn nun der Film an sich? Einen Tag nach der Sichtung sind meine Gefühle immer noch gemischt. Er ist seltsam, unbefriedigend, überraschend, mutig, beeindruckend und groß – manchmal sogar alles zur gleichen Zeit. Von daher ist es nur passend, wenn ich gerade Schwierigkeiten habe, meine Eindrücke zu sortieren. Aber ich möchte mir Mühe geben.

Fangen wir vielleicht mit einem Punkt an, der offensichtlich vielen Fans sauer aufstößt: Der Humor. Subtilität wird man hier eher weniger finden, dafür mehr Klamauk und Slapstick. In vielen Szenen schimmert auch der in dieser zur Zeit so angesagte und für unsere Gesellschaft typische Meta-Humor durch. Das heißt: Eine Szene wird spannend und dramatisch aufgebaut, um dann mit einem ironischen Gag aufgelöst zu werden. Irgendwo passt diese Art von Humor zwar zum Film, denn thematisch geht es stark um Relativierung und das Loslassen der Vergangenheit. Trotzdem muss ich sagen, dass einige Szenen aufgrund von Witzen dieser Art an Kraft einbüßen. Man wird ein Stück weit aus dem Film rausgerissen und fragt sich, ob man gerade wirklich einen „Star Wars“-Film sieht oder nicht eher eine Parodie. Aber eine Entwarnung kann ich trotzdem geben: So schlimm wie bei den meisten Marvel-Filmen ist es mit dem ironisierten Zuzwinkern noch lange nicht.

Die Effekte sind in den meisten Szenen gut und ergeben in Kombination mit der tollen Kameraarbeit beeindruckende Bilder. John Williams Score liefert hier natürlich auch seinen Beitrag. Die Musik ist grundsolide, ich muss den Soundtrack aber nochmal extra hören, um sagen zu können, ob es hier markante neue Töne gibt, die auf Dauer hängen bleiben können. Doch zurück zu den Effekten: Leider sehen sie nicht alle gut aus, ein paar von ihnen (ich denke hierbei zum Beispiel an die Porg-Vogelwesen oder einige Kreaturen auf dem Casino-Planeten) wirken geradezu billig. Vielleicht ist man da inzwischen auch nur zu sehr verwöhnt, aber ich würde meinen, dass „Das Erwachen der Macht“ unterm Strich optisch überzeugender war. Mit der Original-Trilogie möchte ich gar nicht erst das Vergleichen anfangen, da trübt die Nostalgie womöglich auch zu sehr die Wahrnehmung. Aber damals hatten sämtliche Welten und Wesen Charme und einen fühlbaren Charakter, der einem in neueren Filmen größtenteils abgeht. Denn stellt euch mal ganz ehrlich die Frage: Wie viele Namen der neuen Planeten fallen euch denn ein? Mir kein einziger, wenn man mal von Jakku absieht.

Auch bei den Charakteren gibt es sowohl Positives, als auch Negatives zu sagen. Die vermutlich besten Momente sind zwischen Rey und Kylo Ren (Adam Driver). Eine von Oberbösewicht Snoke inszenierte Macht-Verknüpfung sorgt dafür, dass die beiden Figuren miteinander interagieren können, ohne am gleichen Ort sein zu müssen. Das sorgt für interessante Dialoge, in denen man die Spannung zwischen den zwei Charakteren spührt. Mark Hamill kehrt in der Rolle des Luke Skywalker zurück, aber womöglich anders, als man es erwartet hätte. Er ist ein gebrochener, alter Mann, der die Macht und die Jedi hinter sich lassen möchte. Diesbezüglich spielt der Film weitere Stärken aus, wenn es darum geht, bestimmte Ansichten von Gut und Böse zu hinterfragen. Falls diese Ideen von Rian Johnson stammen, verdient der Regisseur Lob für diesen Mut, denn er schafft es, einige tatsächlich neue Elemente ins „Star Wars“-Universum einzubringen. Das ist zum einen das bereits erwähnte Hinterfragen von Gut und Böse, zum anderen weiteres Experimentieren, wie beispielsweise die Macht-Projektion, welche den Showdown des Films ausmacht, oder eine recht ungewöhnliche, aber beeindruckende Visionsszene von Rey.

Doch zurück zu den Charakteren. Poe Dameron (gespielt von Oscar Isaac) hat etwas mehr zu tun als im Vorgänger und muss langsam eine verantwortungsvollere Position innerhalb des Widerstands ausfüllen. Das hat mir gefallen. Auch Finn (John Boyega), hat eine Aufgabe, doch diese ist leider mit einem recht problematischem Story-Element verknüpft. Er lernt eine junge Frau namens Rose (aus Rücksicht auf den chinesischen Markt mit einer Asiatin besetzt) kennen, mit der er zwischendurch auf einem Casino-Planeten nach einem Codeknacker sucht. Dieser wird von Benicio del Toro gespielt, einem Schauspieler, den ich überaus schätze, der hier jedoch in einer stotternden und größtenteils überflüssigen Rolle zu sehen ist. Überhaupt hat der gesamte Finn-Rose-Strang seine Probleme und Längen. Die Zeit, die hier auf unnötige Charaktere, schlechtes CGI und Tierquälerei verwendet wird, hätte man meiner Meinung nach besser für Antworten auf offene und wichtige Fragen nutzen können. Eine weitere neue Figur innerhalb des Widerstands wird von Laura Dern gespielt. Sie funktioniert als eine Art Gegenpart zum eher impulsiven Charakter von Poe Dameron, was mir an und für sich gefallen hat. Auch das Opfer, welches sie letztendlich für den Widerstand bringt und audio-visuell hervorragend präsentiert wird, hat mir zugesagt. Trotzdem stellt sich mir die Frage: Hätte das auch nicht einer der bereits bekannten Charaktere machen können? So wird beispielsweise in einem Nebensatz erwähnt, dass Admiral Ackbar gestorben ist. Hätte es nicht mehr Sinn gemacht, ihn an die Stelle von Laura Dern zu setzen? Vergessen möchte ich natürlich nicht Carrie Fisher. Sie macht in diesem Film als Leia einiges her und hat schöne Szenen, doch leider auch eine der schlechtesten überhaupt. Ich meine jenen Moment, als sie während einer Weltraumschlacht ins All gezogen wird, dies jedoch überlebt und mit Hilfe der Macht zurück ins Schiff schwebt. Mich stört es überhaupt nicht, dass Leia die Macht nutzen kann, das tut sie im Prinzip ja schon seit „Das Imperium schlägt zurück“. Aber die Art und Weise, wie dieser Flug inszeniert war, empfand ich einfach als störend und unnötig.

Recht überflüssig und verschenkt war wieder einmal Captain Phasma (gespielt von Gwendoline Christie). Sie kehrt für ein paar Minuten zurück, um sich einen kurzen Kampf mit Finn zu liefern und anschließend in einer Explosion unterzugehen. Sollte der Charakter im dritten Teil der Trilogie überraschend wieder auftauchen, dürfte sie sich endgültig als Running Gag etabliert haben. Etwas zwiegespalten bin ich auch bei Snoke (Andy Serkis), dem Anführer der Ersten Ordnung. Optisch ist er einwandfrei und macht was her, angefangen von seinem schicken, goldenen Bademantel, bis hin zu seinem stilvollen, roten Thronsaal. Beeindruckend fand ich auch das Ausmaß seiner Macht, welches mindestens an das des Imperators heranreichen dürfte. Es kommt zu einem Treffen zwischen Snoke, Kylo Ren und Rey, welches vom Gefühl her an „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ erinnert, aber nun im Mittelteil der Trilogie steht und überraschenderweise mit dem Tod Snokes endet. Einerseits finde ich das gut, wenn Erwartungen unterlaufen werden. Außerdem ist es ein recht interessantes Aufgreifen von Darth Vaders Plan aus „Das Imperium schlägt zurück“, denn im Gegensatz zu seinem Vorbild schafft es Kylo Ren, seinen Meister zu töten und dessen Platz an der Spitze einzunehmen. Andererseits werden wohl einige Fragen hinsichtlich Snoke unbeantwortet bleiben: Wer ist er eigentlich? Wo kommt er her? Wie hat er Kontakt mit Kylo Ren aufgenommen? Wie hat er die Erste Ordnung aufgebaut? Und wer sind eigentlich die Ritter von Ren? Es mag sein, dass manche dieser Fragen doch noch aufgegriffen werden. Und man kann natürlich auch so argumentieren, dass die Original-Trilogie ebenfalls vieles nie wirklich erklärt hat. Aber trotzdem muss ich einfach sagen, dass mich hier das Fehlen von einigen Hintergrundinformationen einfach stört. Dies hat bereits in „Das Erwachen der Macht“ angefangen.

„Die letzten Jedi“ ist allgemein recht groß darin, Erwartungen zu unterlaufen, beziehungsweise Fans herauszufordern und vor den Kopf zu stoßen: Man ist gespannt auf Snoke und erwartet so einiges – Snoke stirbt und bleibt im Grunde ein Mysterium. Man fragt sich, wer Reys Eltern wohl sein mögen – Reys Eltern sind anscheinend einfach nur irgendwelche Schrotthändler auf Jakku. Man geht davon aus, dass die Jedi ganz klar die Guten sind – die Jedi werden stark hinterfragt und von ihrem Legenden-Podest runtergeholt. Viele dieser unterlaufenen Erwartungen stellen Stärken des Films dar und sorgen etwa ab der Hälfte für einen höchst spannenden und unterhaltsamen Zickzackkurs. Und doch frage ich mich: Steht das Ende des Film in einer angemessenen Relation zu all diesen Bemühungen? Natürlich machen die Charaktere Entwicklungen im Laufe der Geschichte durch: Poe übernimmt Verantwortung, Finn steht klar zum Widerstand, Luke findet (nach einer wirklich großartigen Todesszene) seinen inneren Frieden, Kylo Ren ist der Anführer der Ersten Ordnung und Rey erkennt, dass es auf ihre Zukunft ankommt, nicht auf ihre Vergangenheit. Trotzdem muss man festhalten: Die Erste Ordnung ist weiterhin sehr mächtig, der Widerstand ist weiterhin sehr klein, Kylo Ren ist weiterhin böse und Rey ist weiterhin die gute, letzte Hoffnung. Haben sich all die Relativierungen und das mutige Hinterfragen von Gut und Böse also wirklich rentiert? Hätte man vom Ergebnis her nicht noch ein oder zwei Schritte weitergehen können? Ich persönlich werde das Gefühl nicht los, dass da mehr drin gewesen wäre.

Damit das Ganze hier aber nicht zu negativ klingt, möchte ich zum Schluss noch ein paar Momente betonen, die ganz groß waren und mir wirklich gefallen haben: Die Weltraumschlachten sind mitreißend. Die Zerstörung von Snokes Schiff ist eine Wucht. Kylo Ren und Rey liefern sich eine spannende Konfronation mit Snokes Wachen und haben allgemein sehr starke Szenen miteinander. Luke bekommt einen in jeglicher Hinsicht tollen Abgang. Und Regisseur Rian Johnson erweitert das „Star Wars“-Universum um visuell und inhaltlich neue Aspekte, welche die Vorfreude auf die komplett von ihm geplante Trilogie steigern. Um also zu einem Fazit zu kommen: „Die letzten Jedi“ hat seine Schwachstellen, doch die positiven Momente überwiegen und der mit dem Film verbundene Mut soll von mir gewürdigt werden. Insofern verteile ich starke 7 von 10 Popcornguys – und bin gespannt, ob der Film bei weiteren Sichtungen womöglich stärker punkten kann.

Ein Kommentar zu “Star Wars: Die letzten Jedi

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