Jahresvorschau 2018

Bevor das Jahr 2017 mit „Star Wars: Die letzten Jedi“ cineastisch abgerundet wird, lohnt es sich, den Blick in die Zukunft zu richten – und zwar ins Filmjahr 2018. Hierbei stechen natürlich die potentiellen Blockbuster-Titel besonders hervor, wie beispielsweise „Aquaman“, „Avengers 3: Infinity War“, „Black Panther“, „Jurassic World 2: Das gefallene Königreich“, „Maze Runner 3: Die Auserwählten in der Todeszone“, „Pacific Rim 2: Uprising“, „X-Men: Dark Phoenix“ und – wenn man es so richtig hart mag – „Fifty Shades Of Grey 3 – Befreiende Lust“. Alle diese Titel interessieren mich wenig bis gar nicht und ich kann momentan nicht sagen, ob ich ein paar davon im Kino sehen werde oder nicht. Sicher bin ich mir da eher bei anderen Filmen, die ich im Folgenden etwas genauer unter die Lupe nehmen möchte.

Den Anfang im Januar macht der Indie-Horrorfilm „It Comes At Night“ mit Joel Edgerton in einer der Hauptrollen. Es scheint auf eine Geschichte im kleinen Rahmen mit apokalyptischem Hintergrund hinauszulaufen, doch bis auf einen ersten recht verstörenden Trailer habe ich mich bisher von allen weiteren Informationen fernhalten können. Mein Interesse ist dennoch geweckt, zum einen wegen der guten Kritiken, zum anderen wegen dem verantwortlichen Filmverleih. „It Comes At Night“ wird von A24 präsentiert, welches die letzten Jahre mit kleinen Filmperlen wie „Enemy“, „Under The Skin“, „Ex Machina“, „Raum“, „The Witch“, „The Lobster“ und „Swiss Army Man“ auf sich aufmerksam machte. Ähnlich mysteriös ist ein Film mit dem vorläufigen Titel „God Particle“, der im Februar starten soll. In dem Sci-Fi-Thriller scheint es um einen Teilchenbeschleuniger zu gehen, dessen Fehlfunktion dazu führt, dass die Erde verschwindet. Noch dazu soll „God Particle“ in einem engen Zusammenhang mit „Cloverfield“ stehen. Die Informationslage ist – ähnlich wie damals bei „10 Cloverfield Lane“ – sehr spärlich, doch genau das macht vermutlich den gewissen Reiz des Projekts aus. Ebenfalls im Februar läuft eine Komödie an, welche eine Art Making-of zu „The Room“ ist, einem der offiziell schlechtesten Filme aller Zeiten. Die Rede ist von „The Disaster Artist“. James Franco schlüpft hierbei in die Rolle des Ausnahme-Filmschaffenden Tommy Wiseau, der mit seinem in jeglicher Hinsicht miserablen Film Kultstatus erreicht hat. Mit an Bord sind außerdem James Francos Bruder Dave und Seth Rogen. Besonders lustig ist die Tatsache, dass „The Disaster Artist“ als Film über einen der schlechtesten Filme aller Zeiten nun realistische Chancen auf Oscar-Nominierungen hat.

Hochkarätig und oscarwürdig geht es im Februar weiter, schließlich befindet man sich hier mitten in der Award Season. In „Wind River“ geht es um einen Wildtierjäger (gespielt von Jeremy Renner), der in einem verschneiten Indianerreservat in Wyoming einen grausigen Fund macht. Interessant ist hierbei vor allem Regisseur Taylor Sheridan, der die Drehbücher zu den überaus guten Filmen „Sicario“ und „Hell Or High Water“ schrieb und nun im Regie-Stuhl Platz nimmt. Ein weiterer heißer Oscar-Kandidat könnte die Fantasy-Romanze „The Shape Of Water: Das Flüstern des Wassers“ sein. Regisseur Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“) erzählt die Geschichte einer jungen, stummen Frau (Sally Hawkins), die sich in einem Labor zur Zeit des Kalten Kriegs mit einem Fischwesen (Doug Jones) anfreundet und auch tiefere Gefühle für die Kreatur entwickelt. Ein effekttechnisch überragender, aber auch emotional daherkommender Trailer hat hierbei mein Interesse geweckt. Mein Sci-Fi-Herz wird weiterhin von „Auslöschung“ bedient, bei welchem ein Team von Wissenschaftlern ein gefährliches Sperrgebiet erforscht. Vor der Kamera sind unter anderem Natalie Portman und Oscar Isaac zu sehen, während sich Alex Garland als Regisseur verantwortlich zeigt. Dieser lieferte bereits mit „Ex Machina“ einen großartigen Sci-Fi-Film ab, weswegen ich gespannt auf den neuen Streifen bin.

Der März beginnt mit „I, Tonya“, welcher die auf realen Ereignissen basierende Konkurrenz der Eiskunstläuferinnen Tonya Harding und Nancy Kerrigan beleuchtet. Ich muss gestehen, dass mich Eiskunstlauf ja kein bisschen interessiert. Doch der Trailer ist schön bissig und für Hauptdarstellerin Margot Robbie habe ich doch eine gewisse Schwäche. In „Alpha“ geht es um einen jungen Jäger, der während der letzten Eiszeit eine schwere Verletzung erfährt und sich mit einem wilden Wolf verbünden muss, um in seiner harten Welt überleben zu können. Ebenfalls im März startet „Tomb Raider“, bei welchem die hinreißende Alicia Vikander in die Rolle der Computerspiel-Ikone Lara Croft schlüpft. Man orientiert sich beim Film offensichtlich an den letzten Spielen, die eine junge Grabräuberin mit weniger Vorbau, dafür mit mehr charakterlichem Hintergrund zeigten. Eine Vorfreude meinerseits ist da, obwohl ich ja sagen muss, dass mich der Trailer nicht gänzlich überzeugt hat. Passend zur Osterzeit startet mit „Maria Magdalena“ ein Film zu einer der bekanntesten biblischen Frauengestalten. Die Hauptrolle übernimmt die von mir hoch geschätzte Rooney Mara, ein erster Trailer konnte mich überzeugen und ich hoffe, dass man der Person und vor allem dem damaligen sozialen Kontext gerecht wird.

Im April meldet sich Steven Spielberg mit der Roman-Verfilmung „Ready Player One“ zurück. Die Sci-Fi-Geschichte beschreibt eine nicht allzu weit entfernte Zukunft, in welcher die Erde ziemlich heruntergekommen ist. Über spezielle VR-Brillen flüchten sich die Menschen in eine Art virtuelle Gaming-Welt, um dem Alltag zu entkommen. Ich kenne die Romanvorlage nicht, denke aber, dass sich der Stoff für den ein oder anderen gesellschafs- und technikkritischen Ton anbietet. Der mit CGI vollgestopfte Trailer wirkt einerseits interessant, andererseits blinkt dabei mein Augenkrebs-Alarmlicht regelmäßig auf. Optisch entspannter sieht da das bisherige Material zu „Lady Bird“ mit Saoirse Ronan aus. Es geht um eine junge Frau, die ihrem konservativen Kleinstadt-Nest entfliehen und sich in mehrerer Hinsicht neu ausprobieren möchte. Der Film scheint ein absoluter Kritikerliebling zu sein und hat daher mein Interesse geweckt. Im Thriller „A Beautiful Day“ spielt Joaquin Phoenix einen abgehalfterten Kriegsveteran, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Frauen aus dem kriminalisierten Sexhandel zu retten.

Die Blockbuster-Zeit dürfte spätestens im Mai eröffent werden. Den Anfang könnte „Solo: A Star Wars Story“ machen. Alden Ehrenreich schlüpft hierbei in die übergroßen Stiefel des ikonischen „Star Wars“-Schmugglers und zeigt, was der Pilot des Millenium Falken in seinen jungen Jahren so erlebt hat. Ihm zur Seite stehen unter anderem Emilia Clarke und Woody Harrelson. Einen Starttermin im Mai zweifle ich persönlich stark an, nicht zuletzt wegen diverser Komplikationen am Set. So wurden die ursprünglichen Regisseure Phil Lord und Chris Miller aufgrund kreativer Differenzen mit der Führungsetage durch Ron Howard ersetzt – und zwar zu einem Zeitpunkt, an welchem der Film schon größtenteils im Kasten war! Man darf gespannt sein, was mit „Solo: A Star Wars Story“ letztendlich auf den Zuschauer zukommt. Anfang August präsentiert uns Regisseur Shane Black „The Predator“, den neuen Film der berühmten Alien-Reihe. Ich muss gestehen, dass ich mit dem Franchise überhaupt nicht vertraut bin, wenn man mal von ein paar Schwarzenegger-Zitaten absieht. Doch der Cast liest sich interessant und vermutlich kann ein bisschen Sci-Fi-Action zwischendurch nicht schaden. Höhere Erwartungen habe ich allerdings an „Sicario 2: Soldado“. Im Prinzip ist das eine dieser Fortsetzungen, nach denen ich niemals verlangt hätte, erst recht nicht, da mein aktueller Lieblings-Regisseur Denis Villeneuve nicht involviert ist. Doch Filmemacher Stefano Sollima ist für den hervorragenden italienischen Mafia-Thriller „Suburra“ verantwortlich und wird mit einem Drehbuch von Taylor Sheridan versorgt. Hinzu kommt, dass sich die Geschichte um Benicio del Toros Charakter aus „Sicario“ drehen wird – und diesen Schauspieler sehe ich einfach zu gerne.

Im Oktober startet „Venom“, in welchem Tom Hardy den berühmten Spider-Man-Gegenspieler mimen wird. Hardy selbst ist natürlich eine Bank und der Erfolg anderer R-Rated-Filme wie „Deadpool“ und „Logan“ könnte uns tatsächlich einen harten und kompromisslosen Venom bescheren. Skeptisch macht mich allerdings der allgemeine Comicfilm-Dschungel, welcher mich noch nicht erkennen lässt, ob und inwiefern „Venom“ in einem engeren Zusammenhang zum Marvel Cinematic Universe oder einem anderen Filmuniversum steht. Ohne jegliche Vorbelastungen kommt dagegen „A Star Is Born“ daher. Lady Gaga und Bradley Cooper spielen hierbei ein Country-Pärchen, bei welchem sich die musikalischen Karrieren sehr unterschiedlich entwickeln, was wiederum die Liebesbeziehung zwischen den Künstlern belastet. Im Herbst 2018 soll angeblich eine weitere Verfilmung von „Das Dschungelbuch“ starten, dieses mal jedoch von Regisseur Andy Serkis und ohne die Schirmherrschaft Disneys. Ein anderer, möglicherweise konsequent düsterer Ansatz wäre denkbar – doch in jedem Fall ist dank Serkis‘ Beteiligung von großartigen Effekten auszugehen. Historisch wird es dagegen in „Mary Queen Of Scots“, welcher Saoirse Ronan und Margot Robbie in den Hauptrollen zeigt. Als Produzent und Drehbuchautor meldet sich im Dezember schließlich Peter Jackson zurück, und zwar mit der Verfilmung des Sci-Fi-Romans „Mortal Engines: Krieg der Städte“. Hierbei geht es um riesige, mobile Städte, die sich um die letzten Ressourcen der Erde streiten.

Einige Filme, die 2018 starten sollen, haben bisher noch keinen konkreten Starttermin. So zum Beispiel der von A24 präsentierte Boxerfilm „A Prayer Before Dawn“, die Wrestler-Komödie „Fighting With My Family“ mit Florence Pugh („Lady Macbeth“) oder der Western „Hostiles“ mit Christian Bale und Rosamund Pike. Mit „Creed 2“, „Deadpool 2“ und „World War Z 2“ stehen einige Fortsetzungen an, während es sich bei „Pottersville“ um eine nette Bigfoot-Komödie mit einem nicht gerade typisch besetzten Michael Shannon zu handeln scheint. Streaming-Plattformen werden 2018 wohl weiter an Bedeutung gewinnen, was bedeutet, dass man interessantes Projekt gar nicht mehr auf der großen Leinwand zu sehen sein wird. So trumpft Netflix nicht nur mit Serien, sondern auch eigens produzierten Filmen auf. Gleich drei Streifen könnten hierbei interessant sein: „Apostle“ (ein Thriller über einen religiösen Kult von Gareth Edwards), „Mute“ (ein deutsch-britischer Sci-Fi-Film von Duncan Jones), sowie natürlich „The Irishman“ (ein Gangsterfilm von Regie-Legende Martin Scorsese, der vor der Kamera unter anderem Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci versammelt). Letzterer wird aber vermutlich erst 2019 zu sehen sein.

Das kommende Jahr löst bei mir persönlich vielleicht nicht den allergrößten Hype aus, aber das Angebot ist vielfältig und es dürfte für jeden etwas dabei sein. Und in den meisten Fällen sind es doch gerade die Filme, die quasi im allerletzten Moment auftauchen und für den größten Filmgenuss sorgen. In diesem Sinne: 2018 kann kommen!

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