Sicario

Titel: Sicario
Originaltitel: Sicario
Regie: Denis Villeneuve
Musik: Jóhann Jóhannsson
Darsteller: Emily Blunt, Benicio del Toro, Josh Brolin

Während eines Einsatzes, bei welchem es eigentlich um Kidnapping gehen sollte, macht die FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt) mit ihrem SWAT-Team einen grausigen Fund. Es gibt eine Verbindung zum mexikanischen Drogenkrieg, der seit Jahren an der Grenze zwischen Mexiko und Arizona andauert. Kate schließt sich einer internationalen Einsatztruppe an, um den für das Massaker am Anfang der Geschichte verantwortlichen Drogenbaron ausfindig zu machen. Innerhalb des neuen Teams nehmen Matt Graver (Josh Brolin) und der mysteriöse Alejandro Gillick (Benicio del Toro) wichtige Schlüsselpositionen ein. Sehr bald aber hat Kate das Gefühl, dass sie nicht über die eigentlichen Ziele des Einsatzes informiert wird. Sie tappt im Dunkeln und es fällt ihr zunehmend schwer, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden.

Regisseur Denis Villeneuve mausert sich allmählich zum neuen David Fincher. Nach dem Selbstjustiz-Thriller „Prisoners“ und dem Mindfuck-Psychogramm „Enemy“ liefert er erneut einen brillanten Film ab, der es vermag, von der ersten bis zur letzten Minute zu fesseln.

Für die stets konstante Spannung sind neben den Schauspielern, auf die ich gleich eingehen werde, vor allem Optik und Akkustik des Films verantwortlich. Die Kamereinstellungen und Fahrten, die Roger Deakins („Skyfall“) hier wählt, sind derart interessant, ungewöhnlich und beklemmend, dass zumindest das Unterbewusstsein des Zuschauers den besonderen Wert der Bilder wahrnimmt. Dazu liefert Komponist Jóhann Jóhannsson einen perfekt eingesetzten Soundtrack, der derart unterschwellig kraftvoll und wuchtig ist, dass selbst ein Hans Zimmer stellenweise neidisch sein dürfte. Seit „The Dark Knight“ haben mich vergleichbare Actionsequenzen nicht mehr so gefesselt.

Emily Blunt beweist abermals, dass sie eine Schauspielerin ist, der man auch die taffen Rollen abkauft. Allerdings muss gesagt werden, dass ihr Charakter im Verlauf von „Sicario“ mehr und mehr zum handlungsunfähigem Spielball ihrer männlichen Kollegen wird. Das kann man nun natürlich kritisch sehen. Allerdings muss ich mit ein wenig Abstand sagen, dass diese Entwicklung durchaus Sinn macht – repräsentiert sie doch die deprimierende Ausweglosigkeit des mexikanischen Drogenkriegs. Josh Brolin löste in seiner Rolle bei mir abwechselnd viele Gefühle aus und glänzt daher als undurchschaubarer Leiter des Einsatzteams. Das schauspielerische Highlight stellt für mich allerdings Benicio del Toro dar. Der Mann, den ich seit Snatch als den „besseren und kaputteren Brad Pitt“ sehe, ist mit einer Präsenz gesegnet, der man sich als Zuschauer unmöglich entziehen kann. Und wer „Sicario“ sieht, wird am Ende wohl wie ich feststellen, dass es im Grunde die Geschichte von Alejandro Gillick ist.

Denis Villeneuves neuer Thriller spitzt sich von Minute zu Minute zu, setzt dabei genau das richtige Maß an Brutalität ein und offenbart am Ende eine deprimierende und kalte Härte, die für einen schweren Kloß im Hals sorgt. Obwohl die Handlung fiktiv ist, denkt man am Ende von „Sicario“: Ja, genau so wird es sich wohl im mexikanischen Drogenkrieg abspielen.

Ich gebe dem Film 9 von 10 Popcornguys, was ihn zu einer klaren Empfehlung und einem der besten Filme des Jahres macht.

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