Fighting With My Family

Originaltitel: Fighting With My Family
Regie: Stephen Merchant
Drehbuch: Stephen Merchant
Musik: Vik Sharma, Graham Coxon
Darsteller: Florence Pugh, Jack Lowden, Vince Vaughn

Die Familie Knight ist keine gewöhnliche Familie. Ex-Häftling Ricky (Nick Frost), Ehefrau Julia (Lena Headey), Sohn Zak (Jack Lowden) und Tochter Raya (Florence Pugh) sind eine skurrile Wrestling-Familie, die sich im Dunstkreis ihres englischen Nests Norwich bescheidener Berühmtheit erfreuen. Eines Tages scheint die Erfüllung eines langjährigen Traums in greifbare Nähe zu rücken. Zak und Raya erhalten die Möglichkeit, ihr Können in der WWE unter Beweis zu stellen. Am Ende passiert jedoch das Unerwartete: Zak wird abgelehnt, während Raya weiterkommt und in die Staaten reist. Getrennt von ihrer Familie stößt die junge Frau an ihre Grenzen und leidet insbesondere am belasteten Verhältnis zu ihrem Bruder, der sich um seinen großen Traum gebracht sieht.

Ich habe so gut wie keine Ahnung von Wrestling. Und wenn wir schon bei Geständnissen sind: Wenn ich Dwayne „The Rock“ Johnson in Trailern zu diversen Actionkomödien sehe, versetzt mich das auch nicht gerade in Euphorie. Was hat mich also in „Fithing With My Family“ gezogen, der sich ja dem realen Werdegang der Profi-Wrestlerin Paige widmet? Nun, es dürfte wohl der sympathische Cast sein, der sich mit Nick Frost (bekannt als Simon Peggs Kollege aus den Filmen der Cornetto-Trilogie), Lena Headey (Cersei Lannister aus „Game Of Thrones“) und Vince Vaughn (der als Coach mal wieder eine überzeugende Leistung abliefert) mehr als sehen lassen kann. Vor allen anderen muss ich aber Florence Pugh nennen. Ich verfolge die junge Britin, seit sie mich in „Lady Macbeth“ als berechnende Adelige mehr als überzeugt hat. In der völlig anderen Rolle der Wrestlerin macht sie eine ebenso gute Figur. Doch „Fighting With My Family“ hat weitaus mehr zu bieten, als nur einen starken Cast.

Sobald man nach ein paar Minuten mit der schräg erscheinenden Familie vertraut ist, punktet der Film vor allem in seinen lustigen Momenten. Herrlich ist es beispielsweise, wenn Sohnemann Zak die Eltern seiner Freundin nach Hause einlädt. Es prallen Welten aufeinander, wenn Nick Frost und Lena Headey der potentiell zukünftigen Verwandtschaft (die einen ziemlichen Stock im Arsch stecken hat) von Einbrüchen, Drogenexzessen und Gefängnisaufenthalten berichtet. In diesen Szenen musste ich ein paar mal richtig lachen. Doch „Fighting With My Family“ überzeugt nicht nur als Komödie. Die Balance zum Drama wird größtenteils sehr gut gehalten. Denn ab dem Moment, in dem Raya ausgewählt, Zak jedoch verschmäht wird, kommt eine sehr nachvollziehbare und ergreifende Dynamik in die Geschwister-Beziehung. „Fighting With My Family“ verliert dabei nie den Kern seiner Charaktere aus den Augen und schafft es darüber hinaus, Figuren unerwartet in neuem Licht erscheinen zu lassen – insbesondere Nebencharaktere, die man vorschnell in eine Schublade gesteckt hat.

Demjenigen, der einen Bezug zu Wrestling hat, muss man „Fighting With My Family“ vielleicht gar nicht groß schmackhaft machen. Doch allen anderen sei der Film ans Herz gelegt. Man kann lachen, mitfühlen und sich überraschen lassen – und dabei tolles Schauspiel, eingefangen in ansprechenden Bildern und unterlegt mit einem passenden Soundtrack, genießen. 8 von 10 Popcornguys!

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