James Bond 007: Skyfall

Titel: James Bond 007: Skyfall (Originaltitel: Skyfall)
Regisseur: Sam Mendes
Musik: Thomas Newman, Adele
Darsteller: Daniel Craig, Judi Dench, Javier Bardem

Hier der Trailer.

Ein Datenträger, welcher Informationen zu allen undercover arbeitenden NATO-Agenten weltweit enthält, wurde dem britischen Geheimdienst MI6 entwendet. Das Laufwerk befindet sich in den Händen des früheren Agenten Raoul Silva, welcher androht, im Internet die Identitäten der Geheimagenten nach und nach aufzudecken. Kurz darauf nutzt Silva seine brillanten Software-Kenntnisse, um im Londoner Hauptquartier des MI6 eine Explosion auszulösen. M, die Chefin des MI6, steht ab nun unter Erfolgsdruck und setzt ihren vermeintlich besten Agenten auf den Fall an: James Bond. Dieser galt noch bis vor kurzem als tot und es ist fraglich, ob er weiterhin für den Außendienst geeignet ist. Doch Bond nimmt die Fährte Silvas auf und muss sich dabei mit seinen Zweifeln auseinandersetzen – sowohl an sich selbst, als auch an M.

Dass ich bereits wenige Stunden nach der Sichtung von „Skyfall“ das Bedürfnis verspüre, eine Kritik zu verfassen, kann eigentlich nur zwei Dinge bedeuten: Entweder fand ich den Film äußerst gelungen oder äußerst schlecht. Glücklicherweise trifft der erste Fall zu. „Skyfall“ hat mich in fast allen Belangen überzeugt, sodass sich die Frage stellt, wo mit dem Lob begonnen werden soll.

Ich möchte beim Offensichtlichsten beginnen, nämlich beim Titelhelden. Als Daniel Craig vor einigen Jahren erstmals in die Rolle des britischen Geheimagenten schlüpfte, war das Gejammer groß. Angefangen von oberflächlicher Kritik („Wie kann Bond denn blond sein?“), bis hin zu ernsthafteren Fan-Bedenken („Kann Daniel Craig einen Gentleman-Bond darstellen?“) war alles dabei. An dieser Stelle muss ich es zugeben: Ich bin alles andere als ein Bond-Kenner oder Fan. Lediglich ein oder zwei Streifen mit Sean Connery sind mir positiv im Gedächtnis, aber ansonsten hab ich mich der Filmreihe kaum gewidmet. Insofern war ich als „Casino Royale“ ins Kino kam relativ aufgeschlossen und am Ende sehr angetan. Daniel Craig stellte einen kühlen und kantigen Agenten dar, unter dessen harter Schale es mächtig brodelte. Hier hatte man keinesfalls den Eindruck, dass es sich um einen geleckten Womanizer handelt, dessen Agenten-Job nur das Sprungbrett zu unzähligen Affären darstellt. Bond war ein harter Killer und das mochte ich. Die Enttäuschung kam dann allerdings mit der Fortsetzung, die schon den etwas dämlich klingenden Titel „Ein Quantum Trost“ trug. Widerlich-wackelnde Kamera, schwacher Bösewicht und eine kaum nachvollziehbare Handlung ohne Spannung ließen die Bond-Euphorie bei mir wieder sinken. Zum Glück macht „Skyfall“ bei all diesen Punkten so gut wie keinen Fehler.

Doch zurück zu Daniel Craig. Während er in „Ein Quantum Trost“ fast schon unterkühlt wirkte, darf er in „Skyfall“ wieder mehr Emotionen zeigen, was der Rolle ausgezeichnet steht. Bond hat Zweifel. Zunächst an seiner Vorgesetzten M, was ihn am Anfang des Films auch dazu veranlasst, unterzutauchen. Des Weiteren aber an sich selbst: Ist er in der Lage, physisch und psychisch seinen Beruf auszuüben? Und das in einer Welt, in der Wahnsinnige aus sicherer Distanz nur einen Knopfdruck davon entfernt sind, hunderte Menschen zu töten? Diese Selbstzweifel kann Craig auf subtile Art und Weise in sein Spiel einfließen lassen, was besonders in den großartig geschriebenen Dialogen mit Judi Dench alias M deutlich wird. Daneben weiß auch der Rest der hochkarätigen Besetzung zu Überzeugen. Ralph Fiennes als potentieller M-Nachfolger, Ben Whishaw als nerdiger Jung-Q und Naomie Harris als Bonds zeitweilige Partnerin seien hier besonders hervorzuheben. Einzig und allein das hübsche Bond-Girl Bérénice Marlohe wird vom Drehbuch recht stark in der Luft hängen gelassen, was schade ist, aber den Film in keinem großen Maße schadet. Auch kleinere Durchhänger können angesichts der ansonsten konsequenten Spannung ohne Weiteres verschmerzt werden.

Aber ein Schauspieler muss in besonderer Weise gewürdigt werden: Javier Bardem als Bösewicht Raoul Silva. Bei ihm gilt das, was ich spontan als das „Weiße-Hai-Prinzip“ bezeichnen würde. Er betritt erst recht spät die Bühne, doch durch geschickte Dialoge und Andeutungen wird die Neugier auf seine Rolle immer weiter geschürt. Und wenn Javier Bardem dann erst mal auftaucht, kann sich der Zuschauer gar nicht an ihm satt sehen und fiebert jeder weiteren Szene mit dem markanten Spanier entgegen. Silva ist ein Bösewicht, der einerseits realistisch genug für einen Craig-Bond ist, auf der anderen Seite aber genügend exklusiven Wahnsinn ausstrahlt, um ein echter Bösewichts-Klassiker zu werden. Eine beeindruckende schauspielerische Leistung, die den möglicherweise besten Antagonisten des Kinojahrs 2012 formt.

Zuletzt möchte ich noch den Regisseur Sam Mendes loben. Wo andere Filmemacher bei Action-Szenen krampfhaft auf Wackelkamera und schnelle Schnitte setzen, lässt sich Mendes Zeit. Sogar der Soundtrack von „Skyfall“ geht meistens überraschende Wege und verzichtet häufig auf den obligatorischen Krawall. Mendes ist weiterhin ein genialer Schöpfer von Bildkompositionen und es gelingt ihm, jeden Drehort perfekt abzubilden – seien es die blendenden Großstadtschluchten von Shanghai oder die karge Landschaft Schottlands, welche die Kulisse für den wirklich beeindruckenden Showdown bildet.

Kurz gesagt: „Skyfall“ ist der beste Bond-Film mit Daniel Craig und ebenso einer der gelungendsten Filme 2012. Absolute Empfehlung!

9 von 10 Popcornguys

Ein Kommentar zu “James Bond 007: Skyfall

  1. Hi, komme aus dem U2-tour Forum und habe erst jetzt endlich diese Kritik hier gelesen.
    Ich bin wiederum seit 1987 als ich die Connery und Moore-Bonds im TV und auf VHS sah, großer Bondfan.
    Bei Craig sehe ich es genau so: Casino Royale toll, Ein Quantum Trost weniger (mir gefiel aber auch Craigs Art in diesem Film nicht) und von Skyfall bin ich wieder begeistert. Habe mir diesen Film letztes Jahr, genau wie The Dark Knight Rises, zweimal im Kino angesehen.
    Die Bildkomposition und Roger Deakins Kameraarbeit sind ein Traum und auch der Titelsong ist klasse, wobei ich ja außer Madonnas Versuch 2002 und den etwas trägeren Moonraker-Titeltrack alle Titelsongs ordentlich bis gut bis sehr gut finde.
    Bardem machte sehr viel Spaß und die Actionszenen kommen genau zum rechten Zeitpunkt.Bin mit 9/10 dabei.

Hinterlasse einen Kommentar